Vampir-Effekt
Oh ja, klassisch für November und ganz aktuell in der Kommunikation.
Kartoffelbrei und Tomatensoße auf Kunstobjekte, Farbwerfereien auf Gebäude und straßenblockieren durch Ankleben.
Nicht, dass ich kein Verständnis für die Notwendigkeit der Proteste hätte, aber das ist ein klassischer Fall des Vampireffekts. Denn alle reden über die angegriffenen Objekte oder die Verkehrsbeeinträchtigungen durch Angeklebte.
Den mit den Aktionen verbundenen Klimaschutz in den Fokus zu rücken, verkommt zur Marginale. - Tragisch, denn es geht um extrem Wichtiges.
Was hat das mit Werbung zu tun?
Komische Frage, denn genau das ist es ja: Werbung für Anliegen, Inhalte und Produkte.
Wobei bei Werbung und Kommunikation eben die menschliche Natur und ihre Wahrnehmung und deren Faktencheck im Weg steht. Wir wollen um eine Sache verstehen zu können möglichst lineare Zusammenhänge. Das gilt auch für Analogien, Symbolik und Erzählweisen. - Warum also Vampir-Effekt? – Vampireffekt deshalb, weil das "Gezeigte" nichts mit dem Ziel zu tun hat. Nicht nur konservatorisch ist z. B. die Kartoffelpüree-Attacke auf Kunstwerke ein Desaster, sondern auch, dass weder die Kunst noch Tomatensuppe oder Kartoffelpüree etwas mit dem Ziel zu tun hat. Solche Aktionen werden eben als Vandalismus betrachtet, weil sie eben in keinem Konsens stehen. Was wäre eher eine Lösung fragt man sich. Gewagte These: Landschaftsbilder oder Stillleben so zu "fälschen", dass die künstlerische Sprache beibehalten wird, aber die Darstellung ausgetrocknete Seen, welke Blumen etc., also von der Klimaveränderung veränderte Sujets zusehen sind. Ja, nicht so einfach herzustellen und nicht so einfach vor die Bilder zu hängen, aber linear verständlich. Das kann man auch von den Großen, wie Greenpeace lernen. – Wir Menschen wollen klares Story Telling (schon wieder Story Telling, hatten wir doch schon die vergangenen Monate), das uns den Themen-Fokus auf didaktische Weise ermöglicht.
Der Vampireffekt beschreibt sehr plakativ den „Mechanismus“ der Inhaltsabsaugung.
Aber weg von den notwendigen Aktivisten hin zu B2B-Werbung. In der klassischen Werbung für Produkte der Wirtschaft und Industrie kann man das gleich Phänomen auch immer wieder beobachten.
Da werden Analogien gestrickt, um vermeintlich irgendwelche positiven Produkt- oder Unternehmenseigenschaften herauszustellen, die radebrechende Headlines mit queren Bildmotiven verknüpfen. Da lassen sich Unternehmen in Anzeigen als „Platzhirsch“ bezeichnen, ohne darüber nachzudenken, was diese Bezeichnung überhaupt bedeutet oder wie sie „aufgeladen“ ist. Im übertragenen Sinn eine negative polemische Bezeichnung. Das Ergebnis: Es wird ein negatives Image erzeugt. Dass der Schwenk zum Produkt so nicht gelingt, braucht eigentlich nicht groß erwähnt werden. Oder in einer Headline wird vom Team schwadroniert, Abbildung ein (1) Wildwasserkanute. Und das Produkt hat nichts mit Team oder sportlicher Tätigkeit zu tun und der inhaltliche Schwenk zum „Produktargument“ gelingt leider auch nicht. Die Fachzeitschriften sind voll von Beispielen die unter dem "Vampir-Effekt" leiden und die werblichen Ziele ad absurdum führen; gut gedacht, schlecht gemacht, wie das ein Kollege immer kommentiert.
- L’art-vertisement pour l’art-vertisement - würd ich das mal betiteln.
(Ja, heißt eigentlich richtig „publicité“ gibt aber kein schickes Wortspiel.)
Wir können den „Vampireffekt“ auch auf Messen beobachten.
Das kann auch jeder für sich selbst ausprobieren, wir kennen das bereits alle: Wir haben etwas „Beeindruckendes“ gesehen, einen Messestand, knallrot, großes Bild, sinnliche weiblich rote Lippen, aber wir können uns partout nicht an das „Produkt“ erinnern oder an den Namen des werbenden Unternehmens. Aufmerksamkeit topp, inhaltliche Aktivierung "ten-below-zero". Vampir-Effekt eben.
Die Unternehmen kosten solche Aktionen richtig Geld - echte "sunk costs" entstehen. Die Klima-Aktivisten kostet es Ansehen und Glaubwürdigkeit - fatal, auch fürs Klima.
Der Tipp dazu: Einfach hinterfragen, ob eine lineare Erzählweise (story telling) gewahrt wird, die das Ziel im Fokus hat und für das Ziel positiv merkfähig ist.
Oder gerne uns als Sparringpartner kontakten um über Kommunikationsziel und -themen zu reden:
Thomas Krug - Tel.: 07195 95 89 000
Checkliste für B2B-Werbe gibts hier -> (https://traffic.b2b-leadbooster.com/checkliste)